KI-Revolution: Zwischen Hype und Verantwortung – Was sagt Philosoph Jürgen Geuter?
2025-05-26

derStandard.at
Die KI-Debatte neu denken: Philosoph Jürgen Geuter warnt vor unkontrollierter Entwicklung
Die künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in nahezu alle Lebensbereiche. Von Chatbots über selbstfahrende Autos bis hin zu medizinischen Diagnosen – die Möglichkeiten scheinen grenzenlos. Doch mit dem rasanten Fortschritt wächst auch die Sorge um die ethischen und gesellschaftlichen Folgen. Philosoph und Informatiker Jürgen Geuter nimmt in diesem Artikel die Entwicklungen kritisch unter die Lupe und stellt wichtige Fragen nach Verantwortung und Kontrolle.Die Grenzen generativer KI: Mehr Schein als Sein?
Geuter, bekannt für seine fundierten Analysen im Spannungsfeld von Technologie und Philosophie, plädiert für eine realistische Einschätzung der generativen KI. Modelle wie ChatGPT beeindrucken zwar durch ihre scheinbare Kreativität, doch ihre Fähigkeiten basieren im Wesentlichen auf der Analyse riesiger Datenmengen und der Reproduktion bestehender Muster. „Es fehlt ihnen an echtem Verständnis, an Intuition und an der Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen“, so Geuter. Die Gefahr liege darin, dass wir uns von der Inszenierung der Möglichkeiten blenden lassen und die tatsächlichen Grenzen ignorieren.Der Maschinenkult im Silicon Valley: Eine kritische Betrachtung
Ein weiterer Kritikpunkt von Geuter richtet sich gegen den Maschinenkult, der im Silicon Valley vorherrscht. Die Vorstellung, dass Technologie die Lösung für alle Probleme bietet, führt zu einer blinden Bejahung neuer Entwicklungen und einer Vernachlässigung potenzieller Risiken. „Die Silicon-Valley-Denkweise ist von einem narzisstischen Glauben an die eigene Macht geprägt“, erklärt Geuter. Dies müsse durch eine kritische Reflexion und eine stärkere Berücksichtigung ethischer Aspekte kontert werden.Europas politische Trägheit: Ein Wettbewerbsnachteil?
Während die USA und China in der KI-Entwicklung die Führungsrolle übernehmen, scheint Europa hinterherzuhinken. Geuter bemängelt die politische Trägheit der europäischen Regierungen und die mangelnde Bereitschaft, frühzeitig klare Regeln und Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI zu schaffen. „Europa muss seine eigene Identität in der KI-Debatte finden und sich nicht von den Interessen der USA oder Chinas diktieren lassen“, fordert Geuter. Eine proaktive Politik sei entscheidend, um nicht den Anschluss zu verlieren und die negativen Folgen der KI-Entwicklung zu minimieren.Verantwortung übernehmen: Ein Appell an die Gesellschaft
Geuters Appell richtet sich an die gesamte Gesellschaft. Es bedarf einer breiten Debatte über die ethischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der KI. Bürger, Wissenschaftler, Politiker und Unternehmen müssen gemeinsam Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass die KI-Entwicklung im Einklang mit unseren Werten und Zielen steht. „Wir müssen uns fragen, welche Art von Zukunft wir uns wünschen und wie wir sicherstellen können, dass die KI uns dabei hilft, diese Zukunft zu gestalten“, so Geuter abschließend. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.Fazit: Die KI-Revolution bietet enorme Chancen, birgt aber auch erhebliche Risiken. Eine kritische Auseinandersetzung mit den technologischen Möglichkeiten und eine verantwortungsvolle Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen sind unerlässlich, um die Vorteile der KI zu nutzen und ihre negativen Auswirkungen zu minimieren. Die Stimme von Philosophen wie Jürgen Geuter ist in dieser Debatte von unschätzbarem Wert.