Taiwan's Energie-Dilemma: Atomkraftausstieg und der zögerliche Ausbau erneuerbarer Energien

2025-08-24
Taiwan's Energie-Dilemma: Atomkraftausstieg und der zögerliche Ausbau erneuerbarer Energien
Handelsblatt

Taiwan steht vor einer gewaltigen Energieherausforderung. Nach dem Referendum zum Ausstieg aus der Atomkraft stellt sich die Frage: Wie soll der Inselstaat künftig seinen Energiebedarf decken? Der Ausbau von Wind- und Solarenergie verläuft zäh, und politische Hindernisse, unzureichende Anreize und die geopolitische Lage mit China erschweren die Energiewende.

Ein fragwürdiges Referendum und seine Folgen

Die Entscheidung des taiwanischen Volkes gegen die Verlängerung der Betriebsdauer bestehender Atomkraftwerke war ein Schock für viele. Sie bedeutete den definitiven Ausstieg aus der Kernenergie, der Taiwan in eine prekäre Lage brachte. Kernkraftwerke deckten vor dem Referendum einen erheblichen Teil des Energiebedarfs, und ihr Wegfall hinterließ eine Lücke, die schnell geschlossen werden muss.

Erneuerbare Energien: Ein langsamer Aufstieg

Die Regierung hat sich ehrgeizige Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien gesetzt. Bis 2025 sollen erneuerbare Energien 20% des Strombedarfs decken. Doch die Realität sieht anders aus. Windkraftprojekte verzögern sich aufgrund von Genehmigungsproblemen und Widerstand in der Bevölkerung. Solarenergie wird ebenfalls durch Flächenmangel und regulatorische Hürden gebremst. Die Abhängigkeit von importiertem fossilen Brennstoff bleibt hoch.

Politische Blockaden und fehlende Anreize

Ein wesentlicher Grund für die zögerliche Energiewende sind politische Blockaden. Interessengruppen, die von der Kohle- und Gasindustrie profitieren, versuchen, den Ausbau erneuerbarer Energien zu behindern. Darüber hinaus fehlen oft klare und langfristige Anreize für Investitionen in erneuerbare Energien. Bürokratische Hürden und lange Genehmigungsverfahren schrecken potenzielle Investoren ab.

Die geopolitische Herausforderung: China

Die angespannte politische Lage mit China spielt ebenfalls eine Rolle. Taiwan befürchtet, dass ein schwaches Energiesystem die Insel anfälliger für militärische Drohungen Chinas macht. Eine zuverlässige und diversifizierte Energieversorgung wird daher als strategische Notwendigkeit angesehen.

Wege aus der Krise: Innovation und internationale Zusammenarbeit

Um die Energiekrise zu bewältigen, braucht Taiwan einen umfassenden Plan. Dazu gehören:

  • Beschleunigung der Genehmigungsprozesse für Wind- und Solarenergieprojekte.
  • Einführung klarer und langfristiger Anreize für Investitionen in erneuerbare Energien.
  • Förderung von Innovationen im Bereich Energiespeicherung und intelligenter Netze.
  • Stärkung der internationalen Zusammenarbeit, insbesondere mit Ländern, die bereits über Erfahrungen im Bereich erneuerbarer Energien verfügen.

Die Energiewende ist eine große Herausforderung für Taiwan, aber auch eine Chance. Durch eine kluge Politik und gezielte Investitionen kann der Inselstaat seine Energieversorgung sichern und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

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