Gesundheitliche Vernachlässigung bei Männern: Warum das teuer wird und was sich ändern muss

2025-07-12
Gesundheitliche Vernachlässigung bei Männern: Warum das teuer wird und was sich ändern muss
Neue Zürcher Zeitung

Männer und Gesundheit – ein Thema, über das oft zu wenig gesprochen wird. Während Frauen regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen und offen über ihre Beschwerden sprechen, vernachlässigen es Männer häufiger, auf ihren Körper zu hören und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Diese Tendenz hat gravierende Folgen: Sie kostet nicht nur Lebensqualität, sondern im schlimmsten Fall sogar Jahre.

Als Arzt beobachte ich dieses Phänomen immer wieder. Doch ein jüngstes Treffen mit alten Schulkameraden hat mir die Problematik erneut vor Augen geführt. Während einige sich über ihre sportlichen Leistungen austauschten, schwieg man über gesundheitliche Sorgen. Ein Teufelskreis, der sich fortsetzt.

Warum Männer zögern, über ihre Gesundheit zu sprechen

Die Gründe für dieses Verhalten sind vielfältig. Traditionelle Rollenbilder spielen eine Rolle: Männer werden oft dazu erzogen, stark und unempfindlich zu sein. Schwäche oder Krankheit werden als Zeichen von Mangel an Durchsetzungsvermögen oder Maskulinität wahrgenommen. Hinzu kommt die Angst vor Kontrollverlust – die Vorstellung, dass eine Diagnose die eigene Handlungsfähigkeit einschränken könnte.

Ein weiterer Faktor ist die Vernachlässigung der Prävention. Viele Männer gehen erst zum Arzt, wenn die Beschwerden unerträglich werden. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, die oft Leben retten könnten, werden als unnötig abgetan. Dabei sind sie gerade für Männer wichtig, um bestimmte Krebsarten frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.

Die Folgen der Vernachlässigung

Die Konsequenzen dieser Vernachlässigung sind alarmierend. Männer sterben statistisch gesehen früher als Frauen. Viele vermeidbare Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und bestimmte Krebsarten werden erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, was die Behandlungschancen deutlich reduziert.

Darüber hinaus leidet die Lebensqualität. Chronische Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und andere Beschwerden können den Alltag erheblich beeinträchtigen und die psychische Gesundheit belasten.

Was kann man tun?

Es ist höchste Zeit, dass sich etwas ändert. Männer müssen ermutigt werden, offen über ihre Gesundheit zu sprechen und sich nicht scheuen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hier sind einige Tipps:

  • Sprechen Sie mit Freunden und Familie: Der Austausch mit vertrauten Personen kann helfen, Ängste abzubauen und neue Perspektiven zu gewinnen.
  • Gehen Sie regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung: Früherkennung ist der Schlüssel zur erfolgreichen Behandlung vieler Erkrankungen.
  • Achten Sie auf Ihren Körper: Nehmen Sie Veränderungen wahr und suchen Sie bei Beschwerden frühzeitig einen Arzt auf.
  • Informieren Sie sich: Wissen ist Macht. Informieren Sie sich über die häufigsten Männerkrankheiten und wie Sie Risiken minimieren können.
  • Seien Sie sich selbst gegenüber ehrlich: Erkennen Sie Ihre Grenzen an und nehmen Sie Hilfe an, wenn Sie sie brauchen.

Es ist an der Zeit, das Tabu rund um Männergesundheit zu brechen. Nur wenn wir offen über unsere Sorgen sprechen und uns aktiv um unsere Gesundheit kümmern, können wir unsere Lebensqualität verbessern und ein längeres, gesünderes Leben führen.

Empfehlungen
Empfehlungen