Seegras-Comeback in der Ostsee: Wie Unterwasserwiesen das Klima schützen und das Ökosystem revitalisieren

2025-06-22
Seegras-Comeback in der Ostsee: Wie Unterwasserwiesen das Klima schützen und das Ökosystem revitalisieren
Südwestrundfunk

Die stille Heldin der Ostsee: Seegras und seine unglaubliche Bedeutung

Seegraswiesen – oft übersehen, aber von immenser Bedeutung für unsere Meere. Sie sind weit mehr als nur Unterwasserpflanzen; sie sind komplexe Ökosysteme, die eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen und die Gesundheit der Ostsee maßgeblich beeinflussen. Die sogenannte „Düne unter Wasser“ bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten, stabilisiert den Meeresboden und schützt unsere Küsten vor den Auswirkungen von Stürmen und Erosion.

Warum Seegras so wichtig ist: Mehr als nur ein Lebensraum

Seegras, insbesondere das Zostera marina, bildet weitläufige Wiesen, die eine immense Biodiversität beherbergen. Fische, Krebstiere, Muscheln und viele andere Meeresbewohner finden hier Nahrung und Schutz vor Fressfeinden. Die dichten Bestände wirken als Kinderstube für viele Arten und tragen somit zur Stabilität des gesamten Ökosystems bei. Darüber hinaus filtert Seegras das Wasser, indem es Schadstoffe bindet und die Wasserqualität verbessert – eine essentielle Funktion für eine gesunde Ostsee.

Klimaschützer unter Wasser: Kohlenstoffspeicherung im großen Stil

Doch die Bedeutung von Seegras geht weit über die Bereitstellung von Lebensraum hinaus. Seegras ist ein echter Klimaschützer! Es bindet große Mengen Kohlenstoff aus der Atmosphäre und speichert ihn im Meeresboden – ein Prozess, der als „Blue Carbon“ bezeichnet wird. Die Kohlenstoffspeicherung in Seegraswiesen ist sogar deutlich effizienter als die in Waldböden. Durch den Schutz und die Wiederherstellung von Seegraswiesen können wir einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgase leisten und die Auswirkungen des Klimawandels abmildern.

Die Bedrohung des Seegrases: Ursachen und Folgen

Trotz seiner immensen Bedeutung sind Seegraswiesen in der Ostsee stark gefährdet. Ursachen sind unter anderem die Verschmutzung des Wassers durch Nährstoffe, die Auswirkungen des Klimawandels (z.B. steigende Wassertemperaturen), die Verschlammung durch Flüsse sowie die Zerstörung durch Fischernetze und Schiffsanker. Der Verlust von Seegraswiesen hat gravierende Folgen für das gesamte Ökosystem: Der Verlust von Lebensraum führt zum Rückgang der Artenvielfalt, die Küsten werden anfälliger für Erosion und die Kohlenstoffspeicherung wird reduziert, was den Klimawandel zusätzlich befeuert.

Ein Hoffnungsschimmer: Wiederherstellungsprojekte und Schutzmaßnahmen

Es gibt jedoch Hoffnung! In den letzten Jahren wurden in der Ostsee zahlreiche Projekte zur Wiederherstellung von Seegraswiesen gestartet. Dabei werden junge Seegraspflanzen in den Meeresboden gepflanzt, um neue Bestände aufzubauen. Auch der Schutz bestehender Seegraswiesen ist von großer Bedeutung. Dies erfordert eine Reduzierung der Nährstoffeinträge, eine nachhaltige Fischerei und eine Sensibilisierung der Bevölkerung für die Bedeutung von Seegras. Die Arbeit von Wissenschaftlern wie Yasmin Appelhans, die an der Kieler Förde forscht, trägt dazu bei, das Verständnis für Seegras zu vertiefen und effektive Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Nur durch gemeinsames Handeln können wir sicherstellen, dass die stillen Helden der Ostsee auch in Zukunft ihre wichtige Arbeit verrichten und das Ökosystem revitalisieren.

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