Die DDR und die Waffen: Warum der 'bewaffnete Frieden' ein zentrales Element war

2025-06-11
Die DDR und die Waffen: Warum der 'bewaffnete Frieden' ein zentrales Element war
Berliner Zeitung

Die DDR und die Doktrin des 'bewaffneten Friedens'

„Der Friede muss bewaffnet sein“ – dieser Satz war mehr als nur eine leere Floskel in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Er verkörperte eine tief verwurzelte Ideologie, die das politische und militärische Handeln der DDR über Jahrzehnte hinweg prägte. Besonders in den letzten zehn Jahren ihrer Existenz wurde diese Doktrin intensiv umgesetzt und hatte weitreichende Konsequenzen.

Die Entstehung der Doktrin

Die Idee des „bewaffneten Friedens“ entstand im Kontext des Kalten Krieges. Die DDR, als Teil des Warschauer Paktes, befand sich in einer direkten Konfrontation mit der NATO. Die sozialistische Ideologie sah den Frieden nicht als passiven Zustand der Abwesenheit von Krieg, sondern als aktiven Kampf gegen den Kapitalismus. Die Stärke der eigenen Armee sollte demnach die beste Garantie für Frieden sein – eine Abschreckung gegenüber feindlichen Mächten.

Mehr als nur Worte: Die Umsetzung in der DDR

Die DDR investierte massiv in ihre Streitkräfte, die Nationale Volksarmee (NVA). Diese wurde nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ ausgebaut. Es ging nicht nur darum, eine große Armee zu haben, sondern auch darum, modernste Waffensysteme zu entwickeln und einzusetzen. Die DDR war führend in der Entwicklung von Panzer- und Artillerie-Technik, und auch in der Forschung zu neuen Waffensystemen wurde viel Geld investiert. Diese militärische Stärke wurde als notwendige Voraussetzung für die Verteidigung der sozialistischen Ordnung und die Sicherung des Friedens angesehen.

Die innenpolitische Bedeutung

Die Betonung der militärischen Stärke hatte auch innenpolitische Auswirkungen. Sie diente der Regierung dazu, die Bevölkerung zu mobilisieren und den Zusammenhalt zu stärken. Die NVA wurde als Garant für die Sicherheit und Stabilität des Landes dargestellt. Diese Propaganda trug dazu bei, die Notwendigkeit hoher Militärausgaben zu rechtfertigen, auch wenn dies zu Lasten des Konsums und anderer sozialer Bereiche ging.

Das Ende der Doktrin und die Folgen

Mit dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands verlor die Doktrin des „bewaffneten Friedens“ ihre Grundlage. Die NVA wurde aufgelöst und die Waffen der DDR wurden entweder abgebaut oder an die Bundeswehr überführt. Die Erfahrung der DDR mit dem Aufbau einer starken Armee und der Verfolgung einer militärischen Doktrin ist ein wichtiger Teil der deutschen Geschichte und wirft Fragen nach der Rolle von Militär und Verteidigung in einer demokratischen Gesellschaft auf. Die Auseinandersetzung mit diesem Kapitel hilft uns, die komplexen Zusammenhänge zwischen Sicherheit, Frieden und politischer Ideologie besser zu verstehen.

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